Aufgabe 5 - 2. Teil

Das Leben mit unserem neuen Mitbewohner gestaltete sich schwieriger als gedacht. Von Sauberkeit und Hygiene hatte er wohl noch nie etwas gehört. Lebensmittel, die vergammelt waren und die Mädels und ich längst entsorgt hätten, aß er noch auf. Chris musste einen sehr widerstandsfähigen Magen haben.

Seine Körperhygiene ließ er ebenfalls schleifen, und oft stank er zum Himmel. Doch statt zu duschen, amüsierte er sich lieber. Die Dartscheibe im Arbeitszimmer hatte es ihm besonders angetan.

Gleich am zweiten Tag, als er bei uns war, kam er nachts völlig besoffen nach Hause und übergab sich geräuschvoll im Bad, bevor er dann in sein Zelt torkelte und dort bis zum nächsten Mittag schlief.

Die völlig versiffte Toilette putzte dann ich am nächsten Tag, und mir kam es schon fast selbst hoch, so schlimm sah sie aus.

Das alles war dann aber für Susan genial. Sie schrieb und schrieb, denn sie bekam ja genügend Vorlagen geliefert.

Am Morgen des 5. Tages, an dem er bei uns war, ging ich sorglos ins Bad. Und erschrak zutiefst, als dort Chris am Waschbecken stand und sich vollkommen nackt mit einem schmuddeligen Schwamm wusch.

 

Ich stürmte wieder hinaus und fragte mich, wieso er nicht unter die Dusche gehüpft war, die keine zwei Meter neben ihm stand. Allerdings war ich froh, dass er den Gestank mal wieder los wurde. Was jedoch nicht viel brachte, denn er zog seine alten Klamotten wieder an, die natürlich ebenfalls schon müffelten.

 

Die Situation zu Hause wurde also immer angespannter, da beschloss ich, mal wieder eine Frau zu daten. Und wer war dafür immer gerne zu haben?

Genau, die Geraldine. Heute hatte sie sich für unser Date besonders herausgeputzt, und sie begrüßte mich stürmisch.

Wir gingen gleich auf die Tanzfläche.

"Lucas, weißt du eigentlich schon, wie sehr ich dich vermisst habe?", fragte sie mich. "Hättest du dich nicht gemeldet, hätte ich dich in den nächsten Tagen angerufen. Du hast dich ganz schön rar gemacht"

"Ja", brüllte ich gegen die Beats an, "Soviel zu tun in der letzten Zeit. Du weißt ja, dass die Wahlen in einer Woche sind. Endspurt ist angesagt"

"Klar. Das habe ich mir ja auch schon gedacht", meinte sie. Konnte nicht alles so herrlich unkompliziert wie diese Frau sein?

Der DJ, eine Frau, ließ dann auch mal einen Stehblues laufen, und ich schmiegte mich an Geraldine.

Wir knutschten viel und oft, und ich überlegte schon, ob es eine Möglichkeit gab, irgendwohin zu gehen, um das hier noch weiter auszubauen. Sie wäre sicher nicht abgeneigt.

Kirsten war auch hier, und ich begrüßte sie freudig. Mein Schneewittchen sah wieder super aus! Wir wechselten ein paar Worte, doch sie verabschiedete sich schnell mit einem zwinkern, weil sie Geraldine gesehen hatte und unser Date sicher nicht stören wollte.

Und auch Benny war hier.

"Hey, Kumpel!", begrüßte ich ihn.

"Hey, Lucas!", grüßte er zurück. Ich freute mich, dass er in einem neuen Outfit hier war. Sah doch gleich ganz anders aus!

"Wie geht es Marlene?", fragte ich ihn, nachdem wir ein paar Worte ausgetauscht hatten.

"Ganz gut", antwortete er. "Ich glaube, sie fängt sich wieder".

"Sie fängt sich wieder?", fragte ich zurück.

"Ja. Sie redet kaum noch von dir". Aha. Hieß` also, dass sie langsam über mich hinweg war. Oder?

"Das, äh - freut mich", stammelte ich. "Hat sie schon entdeckt, was für ein toller Typ du bist?". Er wurde verlegen.

"Soweit ist sie dann nun auch noch nicht. Ich glaube, im Moment hat sie die Schnauze einfach von den Männern voll. Aber ich lasse ihr Zeit. Soviel wie sie braucht". Meine Güte, der Mann hatte eine Geduld...

"Wenn sie es schon hören kann, was du am Besten abschätzen kannst, dann grüße sie mal von mir. Und es wäre toll, wenn ich mal mit ihr reden könnte". Ich seufzte auf. So wie mit Mark. Wenn er mich denn ließe...

"Ich glaube, im Moment ist sie noch nicht soweit. Aber ich lasse es dich wissen, wenn sie dazu bereit ist.".

Ich ging dann natürlich wieder zu meinem Date. Geraldine hatte an der Bar auf mich gewartet. 

 

Erst weit nach Mitternacht verabschiedeten wir uns voneinander. Wie gut, dass Wochenende war und wir somit beide ausschlafen konnten. Zwar hatte sich heute keine Gelegenheit für mehr ergeben, aber ich fühlte mich trotzdem besser.

Als ich nach Hause kam, fand ich natürlich mal wieder das reinste Chaos vor.

Und Chris kam angewackelt, aß mal wieder das gammelige Essen und ich war einfach zu fertig, um etwas zu sagen. Stattdessen sank ich müde ins Bett. Und dieser Kerl hatte einfach überhaupt keinen Tag- und Nacht-Rhythmus. 

Ich hätte am nächsten Morgen wirklich gerne ausgeschlafen, aber die Klingel weckte mich zu einer für Sonntag wirklich unmöglichen Uhrzeit auf. Ich zog mir nur schnell eine Jeans über und stapfte zur Tür, um zu sehen, wer da schon so früh klingelte.

 

Lange überlegen musste ich da nicht, als ich die beiden Herrschaften sah, die vor unserem Haus rumlungerten. Das mussten Freunde von Chris sein.

"Tach!", wurde ich von dem Mann in Pink und Leder begrüßt. Die Frau daneben nahm eine abwehrende Haltung ein und stierte mich an.

"Was kann ich für euch tun?", fragte ich möglichst lässig.

"Is` Kiki schon wach?", fragte mich der Kerl.

"Hm. Wenn du mir sagst, wer ihr seid, dann schaue ich mal nach", sagte ich. Die Lady neben mir schnaubte, doch er antwortete:

"Sag` ihm einfach, Ratte und Glitter sind da. Er weiß dann schon Bescheid". Häh? Nun gut, ich hoffte, dass dem tatsächlich so war und ging zum Zelt, um Chris zu wecken.

Der schien die beiden aber tatsächlich zu kennen, denn er zog sich sofort an (wieder das gleiche Outfit wie die Tage davor - das Zeug stand inzwischen vor Dreck und Gestank), und begrüßte Ratte und Glitter.

Als ich an der Haustür war und noch einmal kurz zu den dreien zurücksah, sah ich, wie sich Chris und diese Glitter fest umarmten. War sie seine Freundin? Oder war man in der Punkerszene immer so innig miteinander?

Ratte und Glitter kamen nun regelmäßig zu uns, und dann feierten die drei Party in unserer Küche. Sie plünderten den Kühlschrank und ließen dann alles liegen, wo es gelandet war. Von aufräumen hatten alle drei noch nie was gehört.

Ich machte wieder verstärkter mein Yoga, um meine eh schon angeschlagenen Nerven zu beruhigen. Und freute mich inzwischen über jede Minute, die Chris nicht im Haus war, was leider viel zu selten vorkam. Ich tröstete mich, dass wir schon Halbzeit hatten, denn in einer Woche würde Chris in seine betreute WG gehen.

Die neue Woche startete und ich bereitete für alle Omeletts zu. Gedankenverloren rührte ich in der Schüssel und fragte mich, wie ich denn immer in solch seltsame Situationen kam. Wieso lebte ein Punker in meinem Haus? Warum war ich bald arbeitslos? Wieso hatte ich ungeklärte Differenzen mit zwei Personen? Warum stiefelte dort draußen ein Halbbruder von mir herum? Und warum wurde ausgerechnet ich gefragt, ob ich ein Kind zeugen möchte? Die Entscheidung stand ja immer noch aus, aber solange Chris hier war, war an ausgiebiges Nachdenken zu der Sache nicht zu denken.

Marita kam dann in ihrem Bademantel ebenfalls in die Küche. Sie war noch am Aufbau der neuen Filiale beschäftigt, die aber schon bald eröffnet werden sollte. Auch ihr stand deshalb der Streß ins Gesicht geschrieben.

"Morgen, Marita", begrüßte ich sie.

"Morgen, Lucas", gab sie zurück und schnupperte. "Hm, das riecht ja mal wieder köstlich! Deine Omeletts sind mit Abstand die besten hier!"

"Aber nein!", sagte ich, "Du weißt doch, dass ich nicht viel kochen kann. Omeletts kann ich nur deshalb so einigermaßen, weil ich mir das von meiner früheren Mitbewohnerin zeigen ließ, weil ihre einfach fantastisch geschmeckt haben".

"Dann kann sie wohl ziemlich gut kochen, oder?", fragte Marita weiter.

"Ja, sehr. Leider habe ich mir davon nur ganz wenig abgeschaut", gab ich zu. Und dachte: Tja, es konnte auch wirklich keiner wissen, dass Marlene mal das Haus so Hals über Kopf verlassen würde...

"Ist Chris denn schon auf?", fragte Marita.

"Ich habe ihn noch nicht gesehen", antwortete ich. Sie seufzte auf.

"Wenn ich gewusst hätte, auf was wir uns da einlassen...", sagte sie, beendete den Satz aber nicht. Ich wusste auch so, was sie meinte.

"Ja, so geht es mir auch. Aber es war ja auch wichtig für Gerda und ihre Familie. Wer weiß, ob wir uns nicht immer so entschieden hätten", gab ich zu bedenken.

"Hm, ja. Wer weiß. Sie hat sich die ganze letzte Woche nicht hier blicken lassen, oder? War wohl froh, endlich ihre Ruhe zu haben", frotzelte Marita. Ich grinste schief.

"Ja, aber du weißt ja auch, warum". Den beiden Mädels hatte ich von Alberts Zustand erzählt, sonst hätten sie sich wohl gefragt, wieso die Kappes ihren eigenen Cousin nicht die letzten 14 Tage bei sich behalten hätten.

"Natürlich. Und du hast recht: Vermutlich hätten wir uns schon allein deshalb noch einmal so entschieden"

Ich wusste nicht, wie wir so ins Quatschen kommen konnten, um die dicken und stinkenden Rauschschwaden auf dem Herd zu übersehen und zu überriechen. Aber wir diskutieren über Chris, darüber, ob wir mal ein paar Grenzen setzen mussten, weil ein Zusammenleben so einfach kaum möglich war, als plötzlich der Feuermelder losging. Erschrocken blickten wir beide zum Herd, und was wir da sahen, ließ unser Blut in den Adern gefrieren: Es brannte! In unserem Haus brannte es!

Bis die Feuerwehr hier war, schnappte ich mir den Feuerlöscher und versuchte, gegen die Flammen anzukämpfen.

Die Feuerwehr kam schnell, und so konnten wir nun gemeinsam gegen das Feuer ankämpfen. Susan war durch den Höllenlärm natürlich auch aufgewacht, nur Chris lag mal wieder halbtot in seinem Zelt. Ich vermutete, dass er mal wieder getrunken hatte. Wie das in der WG funktionieren sollte war mir schleierhaft. Aber das war ja nicht mein Problem.

 

Das Feuer war dann recht schnell gelöscht, und wir konnten wieder aufatmen. Das Frühstück war natürlich hinüber. Also ging ich mit den Mädels kurzerhand in einem Cafe was frühstücken. Chris war alt genug und konnte sich sicher etwas Essbares besorgen.

An diesem Abend fand dann Ambers Party statt. Ihr 18. Geburtstag - nun gehörte auch sie zu den Erwachsenen.

Ich ging zu Amber, um sie zu begrüßen und ihr zu gratulieren. Unglaublich, dass nun auch Marks kleine Schwester schon volljährig war!

"Hey, Lucas!", freute sie sich, mich zu sehen.

"Hallo Kleine!", sagte ich zu ihr. "Alles Gute zum Geburtstag!". Sie grinste.

"Danke! Aber das "klein" hättest du ruhig weglassen können!"

"Niemals!", lachte ich. "Du wirst immer die Kleine bleiben, also gib` dir erst gar keine Mühe!", meinte ich gelassen.

"Du kannst von Glück reden, dass ich heute Geburtstag habe, sonst würde ich dir jetzt an den Kragen springen", meinte sie immer noch grinsend.

Nach der Begrüßung sah ich mich mal ein wenig um. Außer Ambers Eltern und Matthew, ihrem Bruder, waren auch noch Johanna und zwei Freundinnen von Amber hier.

 

Doch wo war eigentlich Mark? Der ließ doch nicht den Geburtstag seiner Schwester sausen, oder?

Ach, wusste ich es doch. Natürlich war er da. Er hatte nur ein paar Servietten aus dem Haus geholt und setzte sich dann zu seinen Eltern. Ich schnappte mir etwas zu Essen und setzte mich dazu.

 

Ich musste dringend mit ihm reden und das alles wieder aus der Welt schaffen.

"Hallo Lucas! Schön, dass wir uns auch mal wieder sehen!", begrüßte mich Lisa, Marks Mutter.

"Finde ich auch!", sagte ich und schielte zu Mark hinüber.

Doch der dachte nicht einmal daran, ein paar Worte mit mir zu wechseln, sondern stand kurzerhand auf und verließ den Tisch.

Verflixt, das würde schwer werden. Ja, er hatte wirklich allen Grund, sauer zu sein. Wäre ich vermutlich auch. Es war ein großer Fehler, was ich getan hatte, aber ich wollte mich dafür entschuldigen. Doch wie konnte ich das, wenn er mir permanent auswich?

Nachdem ich gegessen hatte, stürzte ich mich aber zuerst mal ins Getümmel. Ich musste einen guten Moment abpassen, an dem ich in Ruhe mit Mark reden konnte, doch davor sollte ich mich so unauffällig wie es ging verhalten.

 

Ich überlegte, ob er bei Johanna weitergekommen war, weil sie auch hier war. Das wäre ja schön für ihn!

So gab es also zuerst mal viel Spaß auf der Party. Auch wenn ich mit meinem Kopf nicht ganz bei der Sache war, aber ich schaute mich immer wieder um, ob ich Mark irgendwo sah, wo ich gut mit ihm reden könnte.

Gegen später aß ich dann ein kleines Dessert. Wackelpudding. Den hatte ich schon als Kind gern gegessen, meine Mutter konnte den sehr gut zubereiten. Aber auch der hier war lecker.

Klar, dass Mark genau dann auf die Tanzfläche ging, als ich am Tisch saß. Es war so offensichtlich, dass er mir auswich!

 

Ihm machte unser Streit wohl gar nichts aus. Das wurmte mich sehr. Aber er tanzte mit Johanna! Das war gut.

Und auch das Geburtstagskind hatte richtig viel Spaß hier!

Marks Vater Jeremy entzündete dann hinterm Haus ein kleines Lagerfeuer. Lisa, seine Frau, stellte eine Schüssel mit Marshmallows auf, die man über dem Feuer rösten konnte. Eine Tradition, die Jeremy aus Amerika hier mit rüber gebracht hatte. Auch Mark und ich hatten schon als Teens immer mal wieder Marshmallows über einem Feuer gegrillt.

 

Meine Güte, Mark! Wo steckte der Kerl jetzt schon wieder? Und wieso machte es ihm überhaupt nichts aus, dass wir keinen Kontakt mehr hatten? Das wollte mir einfach nicht in den Kopf! Er war doch sonst nicht so verdammt stur!

Ich unterhielt mich gerade mit Jeremy, als auch Mark wieder angedackelt kam, um einen Marshmallow zu rösten.

Wusste ich doch, dass Amber immer noch die "Kleine" war! Wie man einen Marshmallow röstete, musste sie eindeutig noch lernen...

Ich kicherte leicht, was sie aber hörte. Also kam sie zu mir rüber, knuffte mich und sagte:

"Sag` mal Lucas, was gibt es jetzt zu lachen, hmmm?"

"Gar nichts, Kleine", sagte ich und betonte das letzte Wort besonders. Nun stieß sie mich in die Rippen.

"Hey!", sagte ich und kitzelte sie durch. Wäre ja noch schöner!

"Okay, ich kann nicht mehr!", japste sie nach einer Weile und gab auf. Na also!

"Ich kann dir ja mal bei Gelegenheit zeigen, wie man Marshmallows grillt, ja?", sagte ich scherzhaft zu ihr. 

"Ja, der allwissende Lucas steht vor mir. Welche Ehre!", gab sie ungerührt zurück. Doch dann kam sie etwas näher und sagte leise: "Regel das endlich mit Mark! Mein Bruder ist unausstehlich geworden, genau lässt er zwar nicht raus, was los ist, aber ich habe soviel mitbekommen, dass ihr Streß habt. Keine Ahnung, was ihr gemacht habt, aber so geht das ja nicht weiter. Ich dachte, das regelt sich heute allein, wenn ihr beide da seid, aber ihr schleicht ja nur umeinander herum, ohne etwas zu tun!". Puh, das hatte sie nun aber richtig gut beobachtet, das musste man ihr lassen.

"Das ist nicht gerade leicht. Dein Bruder weicht mir nämlich aus, wann immer es geht".

"Vielleicht kann ich ja etwas nachhelfen", meinte sie dann und ging.

Ein nachhelfen war aber gar nicht mehr nötig, denn Mark hatte wohl mitbekommen, dass ich mit Amber gesprochen hatte, und zischte mir zu:

"Aha. Jetzt machst du also nicht mal mehr vor meiner kleinen Schwester halt, was? Klar, sie ist ja jetzt volljährig und soll wohl ein neues Opfer von Lucas Schiller werden. Aber das kannst du vergessen!".

 

Bitte?!

"Sag` mal, bist du schon besoffen, oder was?", fragte ich übellaunig. Das durfte ja jetzt nicht wahr sein! Jetzt konnte ich also nicht einmal mehr mit einem weiblichen Wesen reden, oder was?

"Ich bin nüchtern, Idiot! Aber ich bin nicht blind, kapiert?"

"Anscheinend doch! Ich habe doch nur mit Amber gesprochen!". Mark lachte hart auf.

"Wohin das bei dir führen kann, wissen wir ja! Hände weg von meiner Schwester!"

"Du hast ja schon Wahnvorstellungen", motzte ich ihn, und war drauf und dran, ihn stehen zu lassen. Und versuchte, dieses Gefühl zu ignorieren, das mir der Streit mit meinem ehemaligen besten Freund verursacht hatte. Diese Leere...

Doch Mark kam mir zuvor: Mit einem tiefen Schnauben wandte er sich um und ging.

 

Mein Stolz verbot es mir, ihn zurückzurufen. Ihn wieder und wieder anzurufen, bei ihm zu klingeln.

 

Und doch hatte ich genau das in den letzten Tagen gemacht. Ich hatte mehrmals versucht, ihn telefonisch zu erreichen und war sogar zweimal vor seiner Haustür gestanden, um mit ihm zu reden. Und mich noch einmal bei ihm zu entschuldigen. Doch er hatte alles rigoros ignoriert.

Verfluchter Stolz! Der hatte mich doch erst in diese unmögliche Situation gebracht! Außerdem erinnerte ich mich wieder an Ambers Worte. Vielleicht ging es Mark ja doch nicht gut? Traf ihn unser Zerwürfnis auch so wie mich? Wir mussten reden! Also rief ich ihm hinterher:

"Mark, warte!". Und er drehte sich tatsächlich um.

"Was ist?", fragte er knurrend, doch ich konnte mir meine Freude darüber, dass er zu mir zurückkam, kaum verbergen.

"Mark, ich muss das - erklären", sagte ich und wusste, dass er wusste, wovon ich sprach. Stille. Er sah mich nur an, und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nur schwer deuten. Doch ich kannte ihn lange genug, um zu sehen, dass er neugierig auf das war, was ich ihm zu sagen hatte.

"Fasse dich kurz. Ich wollte mir diese Party nicht auch noch versauen lassen", sagte er dann. Wenigstens wollte er zuhören! Ich schluckte. Wie sollte ich es anfangen?

"Mark...", sagte ich gedehnt. "Höre zu: Ich habe einen riesigen Fehler gemacht und würde den gerne aus der Welt schaffen. Ich brauche wieder jemanden, der mich nervt", versuchte ich zu scherzen.

"Aha", machte er jedoch nur. "Wenn es nur das ist, kann ich dir auch Matt empfehlen. Mein kleiner Bruder kann wirklich wunderbar nerven". Verflixt!

"Herrje, du weißt doch, wie ich das gemeint habe!", verteidigte ich mich sofort. "Wie lange kennen wir uns?"

"Ja!", stieß Mark aus. "Wie lange? Und du hast mich eine Party bezahlen lassen, obwohl du ganz klar die Wette verloren hattest! Du ahnst nicht einmal, wie enttäuscht ich bin!".

"Ich bin nicht blöd, Mark! Natürlich weiß ich, dass ich Scheiße gebaut habe. Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen. Wirklich und wahrhaftig. Es war blöd von mir, die Karten nicht offen auf den Tisch zu legen, aber ich wollte nicht schon wieder der Loser bei uns sein"

Jetzt starrte mich Mark verblüfft an.

"Loser? Du? Wieso denn das?", fragte er dann mit überraschter Stimme. Ich senkte meinen Blick, sah kurz auf den Boden, dann sah ich wieder ihn an.

"Ich wollte dir einfach nicht schon wieder unterlegen sein", sagte ich leise, weil es mir ein bisschen unangenehm war, das zu ihm zu sagen. Aber es ging hier darum, diese Freundschaft zu retten, denn Mark war mir unwahrscheinlich wichtig. Und wenn ich ihm deshalb den wirklichen Grund für mein dummes Tun erklären musste, dann sollte es so sein.

"Unterlegen? Ich verstehe gar nichts mehr, Lucas! Wieso bist du mir unterlegen? Du schleppst doch eine Frau nach der anderen ab!"

Nun musste ich ihn ein wenig schief angrinsen. Er hatte ja keine Ahnung...

"Mark, muss ich dir etwa sagen, dass ein Abschleppen nicht gleichzusetzen mit Liebe ist? Du weißt, dass ich damit ein Problem habe, und ich denke, du ahnst auch, warum". Ich machte eine Pause. Mark nickte zögerlich.

"Deine Mutter...", sagte er dann leise.

"Ja", antwortete ich knapp. Und versuchte, die Bilder von meiner weinenden Mutter schnell wieder zu verdrängen.

"Du hattest zwei richtige, tiefe Beziehungen, die zwar wieder gescheitert sind, was aber leider immer mal vorkommen kann. Du weißt aber, was es heißt, zu lieben und geliebt zu werden. Ich nicht". Nun schluckte ich wieder. Dieses Gespräch kostete Kraft.

"Deine Mutter liebt dich sehr", widersprach mir Mark.

"Das tut sie. Ich rede aber nicht von der Mutterliebe. Und da bist du mir haushoch überlegen. Aber nicht nur da. Du hast den besseren Schulabschluß als ich, arbeitest in deinem Traumberuf, während ich bald arbeitslos sein werde ohne eine berufliche Perspektive, weil ich nicht einmal eine abgeschlossene Berufsausbildung habe. Und du hast eine wunderbare Familie, wie man heute wieder sehen kann. Beide Eltern, dann noch zwei Geschwister...", nun musste ich schon wieder diesen Kloß hinunterschlucken. Die letzten Tage und Wochen waren hart gewesen. Ich rechnete jeden Moment mit dem erneuten Auftauchen von Hoppel.

"Du hast doch jetzt vielleicht auch einen Halbbruder. Wie ist denn da der aktuelle Stand? Habt ihr euch mal getroffen?".

"Du hast ihn gesehen. Bei "Frank". Das war Oliver, mit dem ich da war"

"Das war er?", fragte Mark. "Hätte ich ja gleich darauf kommen können, so ähnlich, wie ihr euch seht"

"Ja, aber auch das ist alles andere als leicht... mein Vater hat meine Mutter betrogen! Das ist echt hart"

Mark seufzte auf.

"Das glaube ich dir sogar", meinte er dann.

"Wie? Du verstehst mich jetzt tatsächlich?", sagte ich gespielt tadelnd, so dass Mark dann leicht grinste.

"Lucas, ich war wirklich sehr enttäuscht von dir", begann er.

"Und das kann ich sehr gut verstehen. Sorry dafür, Mark! Soll nicht wieder vorkommen! Aber wie gesagt, ich wollte nicht schon wieder der Doofe sein. Wollte nicht vor dir zugeben müssen, dass ich unsere Wette verloren habe. Ich habe Marlene nach der ersten Woche dort aufgenommen, weil sie Probleme mit der Heizung hatte. Ich hätte dir sagen sollen, dass wir die Wette verschieben müssen, du hättest das sicher verstanden". Ich machte eine erschöpfte Pause.

"Nunja. Vielleicht hätte ich dich schon ein bisschen damit aufgezogen. Aber wie schaffst du das nur, eine Frau nach einer Woche soweit zu haben, dass sie zu dir zieht? Wirklich Lucas, dass du dich mir unterlegen fühlst, kann ich nun gar nicht verstehen. Nur einen kleinen Teil von deinen Erfolgen bei Frauen, und ich wäre glücklich!"

"Also, dann zisch` jetzt einfach ab zu Johanna", sagte ich. 

"Knalltüte", sagte Mark nur.

"Die Knalltüte würde gerne mal wieder mit dir ins Doc Browns gehen", ergänzte ich mutig. Mark sagte dann nichts, grinste aber beim Weggehen so breit, dass ich ahnte, dass er mir verzeihen würde. Ich hatte meinen besten Freund wieder!

Ich blieb bis zum Schluss und half dann beim Aufräumen.

Auch Johanna half noch mit und fragte mich, ob sie mir beim Spülen helfen könne, doch da ich gerade fertig geworden war, konnte sie wieder zu Mark gehen. Das hoffte ich doch zumindest, dass sie das tat. Man hatte die beiden immer mal wieder gemeinsam gesehen, aber nie in irgendeiner Position, die zeigte, dass sie bereits zusammen waren. Darüber musste ich unbedingt mit ihm reden, wenn wir im Doc Browns waren.

Aber mir fiel noch etwas anderes ein. Johanna studierte doch Architektur...

"Du, Johanna. Meinst du, du könntest dir mal mein Schlafzimmer zu Hause ansehen?", fragte ich sie, woraufhin sie sofort rot wurde und nur "Ääh" stammelte. Und erst jetzt fiel mir auf, WAS ich da gesagt hatte. Ich lachte los.

"Oh Gott, entschuldige! Das hat sich jetzt extrem falsch angehört!", sagte ich zu ihr. "Es geht darum, dass ich zwei Mitbewohnerinnen habe, allerdings nur ein großes Schlafzimmer. Das sollte man irgendwie abtrennen, und ich dachte, weil du Architektin wirst..."

"Ach, jetzt verstehe ich!", lachte nun auch Johanna auf. "Ihr braucht also drei Schlafzimmer?", folgerte Johanna aus meiner kurzen Erzählung.

"Nein, zwei. Die Mädels sind ein Paar und schlafen natürlich in einem Zimmer", erklärte ich.

"Ach, in Ordnung. Ja, ich kann mir das mal ansehen, kein Problem. Wann wäre es dir recht?"

"Wann du Zeit hast", antwortete ich. Und dann machten wir einen Termin für in zwei Tagen aus.

 

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19.03.19 Endlich! Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich die Seite nun fit für die DSGVO gemacht, alles ist online und ihr könnt hier wieder die Abenteuer meiner Schillers lesen!

 

Ich wünsche euch viel Spaß dabei!

 

 

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